“Es war besser, als es noch schlechter war: Glück und Wachstum gehen nicht mehr Hand in Hand” titelte vor ein paar Tagen die italienische Tageszeitung La Repubblica. Ein Team von Wissenschaftlern der Universität von Ancona hat die Daten, des vom italienischen Statistikamt Istat gemessenen Index “fairen und nachhaltigen Wohlbefindens “ (BES) bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts rekonstruiert. Früher stieg die Lebensqualität noch mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP). Heute sei das nicht mehr der Fall.
Der neue Index wurde im Jahr 2014 zum ersten Mal von Istat publiziert und erweitert die ökonomische Betrachtung auf 12 Dimensionen und 134 Indikatoren, die zu einem Index zusammengefasst wurden. Historiker, Ökonomen und Soziologen haben nun anderthalb Jahrhunderte zurückgerechnet. “Waren wir arm, aber glücklich? Faires und nachhaltiges Wohlbefinden in Italien 1861-2011” lautet übersetzt der Titel ihrer Studie.
In der ersten Hälfte dieser Periode stiegen beide Indikatoren nur langsam, in der zweiten bedeutend rascher, während die Lebensqualität dem BIP hinterherhinkt. Seit den 1980er Jahren flachte die Kurve der “fairen und gerechten” Lebensqualität bei weiter wachsendem BIP weitgehend ab. Interessant ist auch: In der Krise der Jahre 2008-2011 sank das Bruttoinlandsprodukt stärker als der Index der Lebensqualität.
„Heute sind wir reicher als früher, aber wir können sicherlich nicht sagen, glücklicher als vor vierzig Jahren, weil sich Umwelt, Sicherheit, Gesundheit und Arbeitsbedingungen nicht verbessert haben,“ sagt Mauro Gallegatti, Koautor der Studie. (fh)